gendern: englische Wörterbuchdefinition von gender

Gendergerechte Sprache in Unternehmen

Überall hört man von gendergerechter oder -sensibler Sprache, von Inklusivität, Diversity und dem Gendersternchen. Doch was bedeutet das eigentlich? Ist Gendern wichtig und wenn ja, wieso und für wen? Und wie macht man es richtig? Gibt es Alternativen? Wir beantworten all diese Fragen für Sie und erklären, was es mit dieser neuen Form des Schreibens und Sprechens auf sich hat.

Sie stellen sich genau diese Fragen? Wir als erfahrene Kommunikationsagentur helfen Ihnen gerne, diese zu beantworten!

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Woher kommt die Thematik der gendergerechten Sprache?

Zunächst sind wohl eine Definition und historische Einordnung des Diskurses hilfreich.

Der Begriff Gender ist ein aus dem Englischen stammendes Lehnwort und beschreibt das sogenannte soziale Geschlecht von Personen. Während sich das englische Wort „sex“ auf das biologische Geschlecht bezieht, geht es bei „gender“ also um ein Zugehörigkeitsgefühl und Selbstidentifikation, unabhängig von physischen oder genetischen Merkmalen. Es gibt entsprechend auch nicht nur zwei, dem binären System folgende Geschlechter (also weiblich oder männlich), sondern eine Vielzahl mehr, unter anderem auch die Möglichkeit, sich keinem Geschlecht zuzuordnen („agender“).

Eine erste Verwendung des Begriffs „gender role“ (Geschlechterrolle) findet sich bereits 1955 durch den Psychologen und Sexualwissenschaftler John Money. In den 1970er Jahren etablierte sich der Gender-Begriff, vor allem durch die Feministin Gayle Rubin, sowie die Entwicklung der Queer-Theory durch Judith Butler. Später wurde der Begriff auch ins Deutsche übernommen. Ebenfalls in den 70ern entstanden die sogenannten Gender Studies, also die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Auch die gendergerechte Sprache ist nicht so neu, wie sie uns vielleicht vorkommt – in den 1960ern wurde sie, vor allem von Feministinnen, bereits verwendet. Diese frühe Form des Genderns erfolgte durch die Verwendung eines Schrägstrichs (/).

Sollte mein Unternehmen gendern?

Studien zeigen, dass gendergerechte Sprache tatsächlich einen Einfluss hat.

Stellenanzeigen, die explizit alle Geschlechter ansprechen, ziehen prozentual mehr Bewerbungen von Frauen oder Personen der dritten Geschlechtsidentität (divers) nach sich als solche, in denen das generische Maskulinum verwendet wird. So verpassen Sie als Arbeitgeber nicht die Chance auf die beste Person für den Job – nur weil diese kein Mann ist. Denn „mitgemeint“ ist nicht das gleiche wie tatsächlich direkt angesprochen und das hat einen Einfluss auf das Publikum.

Sprache spielt als Mittel zur Schaffung von Realität eine wichtige Rolle und ermöglicht für jeden einzelnen Menschen Identifikation und Inklusion.

Der Zeitgeist hat sich geändert und mit ihm die Bewertung von Sprache. Nicht nur Menschen, die sich von der rein männlichen Form nicht angesprochen fühlen, reagieren auf nicht-gendergerecht gestaltete Texte oder Anzeigen möglicherweise nicht, auch Nicht-Betroffene könnten abgeschreckt werden. Gerade in den jüngeren Generationen, in denen eine höhere Sensibilität für Themen dieser Art besteht, erwarten die Menschen von ihrem potenziellen Arbeitgeber, Dienstleister oder Unternehmen des Vertrauens oft inklusive Sprache. Ein einfacher Doppelpunkt kann also den Unterschied zwischen Ihnen und der Konkurrenz machen.

Es ließ sich außerdem feststellen, dass Kinder sich eher an verschiedene Berufe herantrauen und diese als eigenen Weg in Betracht ziehen, wenn sie nicht in Bezug auf das Geschlecht stereotypisiert sind. Schon die Darstellung von Ärztinnen und Ärzten in einem Kinderbuch kann also ganz leicht etwas bewirken.

Eine rechtlich bindende Grundlage, die zur Verwendung von gendersensibler Sprache zwingt, gibt es nicht. Allein Stellenanzeigen müssen nach Vorschrift alle Geschlechter ansprechen, also z.B. den Zusatz (m/w/d) enthalten.

Darüber hinaus ist in der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO)  geregelt, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen beispielsweise in Gesetzestexten sprachlich dargestellt werden muss.

Auch die UNO hat bereits 1987 einen „Guide to Non-Sexist Language“ veröffentlicht, der dazu dienen soll, die Mitarbeitenden der Organisation bei der Verwendung gendergerechter Sprache zu unterstützen. In unseren offiziellen Alltag hat sie also längst Eingang gefunden.

Insofern ist es zwar jedem Unternehmen und jeder Person freigestellt, ob sie sich für oder gegen sprachliche Gendersensibilität entscheidet, in bestimmten Bereichen gehört sie jedoch bereits zum Standard. Dazu zählen neben staatlichen und öffentlichen Behörden vor allem universitäre und Hochschul-Umfelder. Heute gendert etwas jede dritte Firma in Deutschland, besonders bei größeren Unternehmen und solchen aus dem Dienstleistungssektor ist der Anteil hoch. Tendenz steigend.

Wir bei AMARETIS durchlaufen wie viele andere auch aktuell den Prozess der Umstellung. Zwar achten wir bei neuen Texten, Stellenanzeigen und sonstigen Inhalten auf gendergerechte Sprache, unser Internetauftritt ist allerdings nicht vollständig gegendert. Der Umgang damit bietet ebenfalls mehrere Möglichkeiten. Zum einen wäre es denkbar, alles rückwirkend zu ändern und an Gendersensibilität anzupassen. Allerdings sehen wir auch den Aspekt der Fokussierung auf die Zukunft, ohne dabei die Vergangenheit aus den Augen zu verlieren. Es kann also ebenso gut eine Möglichkeit sein, ältere Inhalte in ihrer sprachlichen Form zu belassen und einzig durch das Neue zu zeigen, dass sich ein Wandel der Sprache vollzogen hat.

Welche Art und Weise ist die richtige?

Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Formen des Genderns unterscheiden:

  • Feminisierung: Nennung beider Geschlechter (z.B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter)
  • Neutralisierung: Verwendung einer geschlechtsneutralen Form, ggf. durch Substantivierung (z.B. Mitarbeitende, Personal)
  • Genderzeichen: Verwendung eines Sonderzeichens zwischen männlicher und weiblicher Form
    • Unterstrich (Mitarbeiter_innen)
    • Sternchen (Mitarbeiter*innen)
    • Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen)

Im letzten Falle gilt die Variante mit Doppelpunkt als die inklusivste, da sie auch Screen Readern korrekt wiedergegeben wird, nämlich durch eine kurze Sprechpause anstelle der Aussprache des Zeichens selbst. Andere Formen der Genderzeichen, wie z.B. der Schrägstrich (Mitarbeiter/innen) oder das Binnen-I (MitarbeiterInnen) gelten als veraltet, da hierbei ein Platzhalter für Personen, die sich keinem der beiden binären Geschlechter zuordnen, fehlt.

Achtung! Je nach Einsatzgebiet können einige Sonderzeichen Probleme verursachen.

Beispielsweise der Unterstrich ist ein wichtiges Zeichen in verschiedenen Programmiersprachen und kann im schlechtesten Falle zu einer fehlerhaften Darstellung von Inhalten, beispielsweise auf Ihrer Website führen.

Sie wünschen sich Unterstützung? Wir von AMARETIS freuen uns, für Sie da sein zu können!

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Was spricht dagegen?

Wie bei allen gesellschaftlichen Themen, gerade wenn sie eine politische Konnotation besitzen, gibt es natürlich auch Gegenstimmen. Argumente gegen das Gendern finden sich zuhauf, gerade aus konservativen Kreisen. Das Hauptproblem hierbei ist, auf den Punkt gebracht, meist dasselbe: die Gewohnheit. Sprache befindet sich stetig im Wandel, unterliegt kontinuierlicher Fluidität. Worte, die vor wenigen Jahren noch kaum jemand kannte, finden sich heute im Duden, Anglizismen verbreiten sich immer mehr und die jüngere Generation nutzt Worte, die ihre Eltern häufig gebrauchten, kaum oder gar nicht mehr. Es ist bekannt, dass Menschen auf solche Arten der Veränderung oft negativ reagieren. Erst mit der Zeit stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein und die neue Art des Sprechens und Schreibens fühlt sich natürlich an. Dieser Punkt ist in Bezug auf gendergerechte Sprache für viele noch nicht erreicht.

Auch die Lesbarkeit ist ein häufiger Kritikpunkt. Die Sonderzeichen können den Lesefluss unterbrechen und dazu führen, dass Texte weniger verständlich sind. Besonders für Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, geringen Deutschkenntnissen oder eingeschränkten Fähigkeiten, sind gendersensible Schreibweisen oft hinderlich. Abhilfe kann hierbei die Verwendung der Neutralisierung finden, eine zufriedenstellende Lösung für dieses Problem ist das allerdings nicht.
Ein weiteres Argument gegen das Gendern ist die Wahrnehmung als unnatürlich. Die Pause beim Sprechen, die angehängte weibliche Endung oder das Ersetzen von Worten entspricht nicht der gewohnten Verwendung. Auch hier spielt also Gewohnheit eine große Rolle. Es ließ sich allerdings auch feststellen, dass gendergerecht geschriebene Texte durchaus auch so gestaltet sein können, dass es beim Lesen kaum bemerkt wird.

Fazit

Eine eindeutige Empfehlung in Bezug auf das Gendern, die für alle gleichsam richtig ist, lässt sich derzeit wohl nicht abgeben. Die Debatte wird aktuell noch hitzig geführt und ein deutliches Ergebnis oder Ende ist bisher nicht in Sicht. Letztlich muss jedes Unternehmen selbst entscheiden, ob und wie es gendersensible Sprache verwenden möchte – Argumente gibt es auf allen Seiten zuhauf. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, in diesem Bereich eine einheitliche Linie zu fahren: sich zu entscheiden und dann möglichst immer dieselbe Form des Genderns zu verwenden. Das schafft Einheit und Übersichtlichkeit, sowie Klarheit seitens Ihres Unternehmens.

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